Als Lehrling kommt der Waisenjunge Krabat in die Mühle am Koselbruch. Zwölf Müllerburschen erlernen dort von ihrem Meister nicht nur das Handwerk, sondern auch die schwarze Kunst. Otfried Preußlers düster erzähltes Meisterwerk.

Das Buch

Otfried Preußler
Krabat
Illustrationen von Herbert Holzing
Arena Verlag, 1971
Thienemann-Esslinger Verlags GmbH, 1981


Auszeichnungen
- Deutscher Jugendbuchpreis 1972
- Internationaler Hans-Christian-Andersen-Preis 1972
- Silberner Griffel von Rotterdam 1973
- American Library Association Award 1973
- Europäischer Jugendbuchpreis der Universität Padua 1973
- Jugendbuchpreis 1977 des polnischen Verlegerverbandes

Zum Verlag In 37 Sprachen
Als Lehrling kommt der Waisenjunge Krabat in die Mühle am Koselbruch.
Zwölf Müllersburschen erlernen dort von ihrem Meister nicht nur das Handwerk, sondern auch die schwarze Kunst. Alljährlich in der Neujahrsnacht muss einer von ihnen sterben – an Stelle des Meisters, dem dadurch ein weiteres Jahr geschenkt wird. Als es seinen Freund und Beschützer trifft, nimmt Krabat den langen Kampf mit den finsteren Mächten auf.

Krabat in anderen Formaten

"Mein Krabat [...] ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat. Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken." (Otfried Preußler, 1998)

Der düstere Stoff um Macht und Herrschaft, um Widerstand und Freundschaft zählt nicht nur für vielen Pädagoginnen und Pädagogen zur Pflichtlektüre im Heranwachsen. Auch unzählige große und kleine Bühnen haben den Stoff in unterschiedlichen Formaten inszeniert.


Krabat im Theater

Krabat ist nicht nur ein Klassiker der Jugendliteratur. Im Theater ermöglicht das Stück den Zuschauenden die Auseinandersetzung mit den Verführungen der Macht und - vielleicht - mit der eigenen Verführbarkeit. Die Mühle am Koselbruch bietet dazu eine atmosphärische Kulisse, reich an Klängen und Schatten. 

Jugend- und Erwachsenentheater
Bearbeitung: Nina Achminow, 1994

Uraufführung: Prinzregententheater, München 1994  

 

 


Krabat im Ballett

2013 choreographiere Demis Volpi mit seinem Krabat-Ballett sein erstes abendfüllendes Handlungsballett.

In einem beispielhaften Zusammenspiel aus bewegendem Tanz, einer atemberaubenden Ausstattung und stimmungsvoller Musik hat Demis Volpi ein echtes Gesamtkunstwerk geschaffen, eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über die Verlockungen der Macht und die Kraft der Liebe. Zuletzt wurde das Stück 2022 an der deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf getanzt.

Choreographie: Demis Volpi

Libretto und Dramaturgie: Vivien Arnold

Uraufführung: 22.03.2013, Stuttgarter Ballett


Krabat in der Steampunk-Oper

2022 wurde ein besonderes Projekt von der Band „Coppelius“ zusammen mit dem Komponistenkollektiv „Himmelfahrt Scores“ am Theater im Revier in Düsseldorf umgesetzt. Nach mehrjähriger Arbeit am Stoff wird Krabat nun vom harmonisch ineinandergreifenden Streampunk-Sound der Band und opulenten Orchesterpassagen begleitet. Fast 100 Musikerinnen und Musiker sind an Aufführung beteiligt.


Krabat im Kino

Krabat
Die filmische Umsetzung von Krabat unter Regie von Marco Kreuzpaintner hat 2008 fast 2 Millionen Kinobesucher begeistert.
Meisterhaft gespielt von: David Kross, Daniel Brühl, Charly Hübner u.v.a.

Claussen+Putz Filmproduktion
Regie: Marco Kreuzpaintner
2008

zum Trailer

Otfried Preußler arbeitete über 10 Jahre an seinem 'Krabat'. Die Arbeit an seinem ersten Jugendbuch war nicht nur schriftstellerisch eine große Aufgabe, sondern war aufgrund vieler Parallelen zu eigenen Erfahrungen mit Gewalt und Totalitarismus während Krieg und Gefangenschaft eine psychische Herausforderung. Der Roman 'Krabat' ist der literarische Aufarbeitungsprozess seiner Jugend im Dritten Reich.


Zum 'Krabat' gefragt sagte er:
"Ob ich persönlich an Zauberei glaube? Ganz gewiss gibt es Kräfte, die wir uns mit dem Verstand allein nicht erklären können. In meinem Leben bin ich ein paar Mal mit solchen Kräften konfrontiert gewesen. Es sind Kräfte des Herzens und Kräfte der Seele, die sich nicht messen lassen, die sich den Kategorien der modernen Wissenschaft noch entziehen. Das bedeutet nicht, dass sie nicht existieren. Die menschliche Seele ist in der Lage, Energien zu entwickeln, die schwer begreifbar sind: Hass und Liebe, Neid und Mitfreude sind Aspekte davon. Man kann sie zum Guten oder zum Bösen nutzen, zur Weißen oder zur Schwarzen Magie, wie das früher hieß. Die Schwarze Magie beruht auf dem Hass, die Weiße Magie auf den Kräften der Liebe. Ich hoffe, dass das in meinem Buch von Krabat deutlich genug zum Ausdruck kommt.
Mein 'Krabat' ist keine Geschichte, die sich nur an junge Leute wendet, und keine Geschichte für ein ausschließlich erwachsenes Publikum. Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat. Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken. Da gibt es nur einen Ausweg, den einzigen, den ich kenne: den festen Willen, sich davon freizumachen, die Hilfe von treuen Freunden - und jene Hilfe, die einem aus der Kraft der Liebe zuwächst, der Liebe, die stärker ist als die Macht des Bösen und alle Verlockungen dieser Welt." (Otfried Preußler, 1998)


Der Roman 'Krabat' basiert auf einer alten sorbischen Sage aus der Lausitz. Bereits Ende der 1950er Jahre begann Otfried Preußler an dem Stoff zu arbeiten und seinen Krabat daraus zu formen.

"Als Vorlage für meinen 'Krabat' habe ich eine alte sorbische Volkserzählung verwendet, die ich bereits als Kind kennengelernt hatte, in einem Sagenbuch der Lausitz aus der Bibliothek meines Vaters. Im Grunde genommen lässt sich die Krabat-Sage auf die uralte Geschichte vom Zweikampf des Zauberlehrlings mit seinem Meister zurückführen, die schon im alten Indien vorkommt und seither immer wieder an den verschiedensten Orten in verschiedenartigsten Überlieferungen auftaucht. Wie alle richtigen Volkssagen ist auch die Krabat-Sage zeitlich und geographisch lokalisiert, und zwar spielt sie im ausgehenden 17. Jahrhundert in der schlesischen Oberlausitz, in der Nähe von Hoyerswerda und Kamenz; und es versteht sich von selbst, dass ich diese genaue Lokalisierung für meine Geschichte weitgehend übernommen habe.
Es war nicht ganz einfach, mir die Gegend um die Ortschaft Schwarzkollm anhand genauer Landkarten zu erschließen. Ich kannte zwar die Oberlausitz einigermaßen, da ich in ihrer Nachbarschaft groß geworden bin, im nordböhmischen Reichenberg - aber Krabats engere Heimat an der Schwarzen Elster hatte ich bis dahin nie betreten. Dennoch habe ich im Laufe der Jahre verschiedene Zuschriften von Lesern meines Buches erhalten, die aus Schwarzkollm oder aus der Nähe stammten: "Sind Sie dort aufgewachsen, Herr Preußler? Sind wir vielleicht sogar miteinander zur Schule gegangen?" - Wahrscheinlich ist es so, dass sich meine Schilderungen der Landschaft auf sehr wenige, allerdings markante und typische Einzelheiten beschränken, die es dem Ortskundigen ermöglichen, das tatsächliche, ihm vertraute Bild seiner Heimat hineinzuinterpretieren.
Ich habe am 'Krabat' gut zehn Jahre gearbeitet, mit Unterbrechungen selbstverständlich, wobei ein Hauptteil der Arbeit vor allem darin bestanden hat, mir die Grundzüge der Mühlentechnik und des konkreten Lebens auf einer Wassermühle des 17. /18. Jahrhunderts möglichst anschaulich zu vergegenwärtigen. Der Zufall hat mir zur rechten Zeit ein altes Mühlenbuch in die Hand gespielt, das sich in der Bibliothek des Instituts für Mühlentechnik in Braunschweig befindet. Dieses Mühlenbuch aus dem Jahre 1735 enthält eine ganze Anzahl von technischen Zeichnungen und von detaillierten Anleitungen zum Bau und Betrieb von Mühlen jeglicher Art. Es enthält aber auch die damals gültigen Verordnungen und Vorschriften, nach denen sich das Leben der Müller und ihres Gesindes von Rechts wegen zu vollziehen hatte. Und dann bin ich in dieser entscheidenden Phase der Vorarbeiten abermals durch Zufall (aber was ist schon ein Zufall?) mit meinem alten, verschollen geglaubten Freund Michel Jaksch wieder in Verbindung gekommen: Als der letzte deutsche Müller auf der böhmischen Hammermühle in Hammer am See hatte er noch eine handfeste Müllerlehre hinter sich gebracht, so dass er mir wichtige Einzelheiten vom Leben und Treiben auf einer Mühle mitteilen und erklären konnte.
Das Leben der Mühlknappen in meinem Buch dürfte im Großen und Ganzen mit der historischen Wirklichkeit übereinstimmen. Vom Leben in einer "Schwarzen Schule" gibt es naturgemäß keine auch nur annähernd so ergiebigen Quellen; hier war ich weitgehend auf meine Phantasie angewiesen - und auf den Versuch, die Regeln einer zunftgemäß organisierten Gruppierung von Lehrmeister und Schülern auf die Verhältnisse einer Zauberschule zu übertragen. Dass unter solchen Vorzeichen die Neulinge nichts zu lachen haben, dass sie von den älteren Gruppenmitgliedern erbarmungslos schikaniert werden, ist bekannt - warum sollte das ausgerechnet auf jener Mühle am Schwarzen Wasser anders gewesen sein?
Häufig werde ich nach den Namen der Orte und Personen in meinem Buch gefragt. Wer eine halbwegs brauchbare Landkarte der Lausitz zur Verfügung hat, wird jeden einzelnen Ortsnamen darauf wiederfinden und dabei feststellen können, dass alle topographischen Angaben präzise mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
Die Namen der Müllerburschen sind allerdings frei erfunden. Sie kommen in der Volkssage im einzelnen überhaupt nicht vor, doch habe ich selbstverständlich sorbische Vornamen oder Kurzformen davon gewählt, wie sie in der schlesischen Lausitz noch heute anzutreffen sind.
Interessant ist der Name 'Krabat', er dürfte aus der verballhornten Bezeichnung "Krawatt" für "Kroate" hervorgegangen sein. Sicherlich ist es in diesem Zusammenhang nicht uninteressant zu wissen, dass August der Starke seinerzeit einen kroatischen Obristen seiner Armee, den Herrn Johann von Schadowitz, zum Dank für geleistete Kriegsdienste mit der Herrschaft über das Gut Groß-Särchen belehnt hat, das auch in Krabats Geschichte auftaucht. Krabat hat also in Gestalt jenes kroatischen Obristen wirklich gelebt. Ich besitze ein Foto seiner Gebeine, die man bei Renovierungsarbeiten an der Pfarrkirche von Wittichenau in der Gruft des Herrn von Schadowitz vorgefunden hat. Alles in allem: geradezu ein Schulbeispiel dafür, wie ein freischwebendes Motiv der Volksliteratur, das Motiv vom Zauberlehrling, der seinen Meister besiegt, sich an die Gestalt einer historisch nachweisbaren Persönlichkeit heftet. Wobei dann die ursprüngliche Geschichte mit allerlei aktuellen Bezügen angereichert wird, etwa mit den Erlebnissen Krabats im Türkenkrieg und am kurfürstlich sächsischen Hof zu Dresden." (Otfried Preußler, 1998)